Sonntag, 22. Juli 2007

Salieri ein Mörder?


Am 23. Mai 1824 veranlaßt der Schriftsteller Bassi die Verteilung eines Flugblattes, in welchem Salieri als Nebenbuhler Mozarts dargestellt wird, "mit dem vergifteten Becher neben ihm stehend". Der Kapellmeister Schindler notiert Anfang 1824 in Beethovens Konversationsheft "Mit Salieri geht es wieder sehr schlecht. Er ist ganz zerrüttet. Er phantasiert stark, dass er an dem Tode Mozarts Schuld sei und ihn mit Gift vergeben habe. Das ist die Wahrheit, denn er will dies als solche beichten. - So ist wahr wieder, dass Alles seinen Lohn erhält". Rasch wird Salieri als "geistig gestört" bezeichnet, sogar das MGG attestiert ihm für die Jahre 1823/24 eine "vorübergehende geistige Umnachtung". Salieri versucht einen Selbstmord, in dem er sich die Halsschlagader aufschneiden will - stirbt aber erst 1825 an Altersschwäche. Anzeichen von Todessehnsucht und Gewissensbisse finden sich schon in einem früheren Brief Salieris an den Grafen Haugwicz. Auch nach seinem Tod reißen die Gerüchte nicht ab. Alexander Puschkin setzt 1830 die Gerüchte in einem Kammerspiel "Mozart und Salieri" künstlerisch um.

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