Samstag, 15. September 2007

Probentagebuch (2): Erste Probenwoche




"Scheinbar haben wir viel geschafft - trotzdem: ich wollte am Ende dieser Woche weiter sein - wollte bis in den zweiten Teil vorstossen. Diskussionen. Ängste - werden die Sänger das Regiekonzept mit tragen? Ist das Konzept umsetzbar? Der Kontrast zwischen der Musik von Hamel ("Alkestes-Musik") und der von Rimski-Korsakov könnte nicht größer sein - im Grunde ist der Korsakov nahezu moderner als Hamel. Durch die Musik stoßen zwei Welten aufeinander: Realität und das Andere. Eine andere Welt, nur über Zwischenräume zu erreichen. Die Idee des Wartesaals manifestiert sich und trägt überraschend gut. Diskussionen mit Mozart - Mozart versteht die Konzeption nicht - versteht sie, empfindet sie aber als der eigenen Haltung vollkommen entgegen stehend. Lange Gespräche. Der Regisseur wird ungeduldig. Agressionen dynamisieren sich. Die Musikalische Leitung ist herrlich diplomatisch und schlichtet. Der Regisseur ringt mit sich und versucht freundlich zu bleiben, was nicht ganz gelingt: Kompromisse. Der Regisseur hat seine Schauspieler, Sängerdarsteller zu lieben (würde er es nicht tun, müßte er sie umbringen - Gedankensplitter: Salieri als Regisseur, ha ha ha - aber im Grunde ist es wirklich so, dass man zu den Figuren seiner Inszenierungen eine Art von Liebesverhätlnis aufbaut und natürlich auch die Darsteller und ihre wahnsinnig schweren Aufgaben (Singen und Spielen und dabei wahrhaftig zu bleiben) sehr zu schätzen weiß und dankbar ist). Stanislavski spricht von der Verantwortung von Regisseur und Darsteller. Der Regisseur hat dem Darsteller ernst zu nehmen - der Darsteller hat den Regisseur zu achten. Aber: es funktioniert dann doch, man nähert sich an - Reibungsfläche ist fruchtbar und hinterfragt schließlich auch immer wieder das eigene Sein: man bleibt jung dabei, zumindest im Geist. Eigene Erfahrungen und eine plötzlich eingetretene Situation in Bezug auf Tod und Sterben - erschweren das Arbeiten mental für Stunden: but the show must go on - für eigene Trauer ist und bleibt kein Raum. Die Konzeption und Entwicklung gehen weiter. Die Atmosphäre ist freundlich - man bemüht sich um gegenseitiges Verständnis und lernt dabei doch viel über das eigene Sein. Der Prozess auf der Bühne wird von eigener menschlicher Entwicklung wieder gespiegelt. Hohe Professionalität. Salieri spielt sich frei. Mozart singt die Hamel-Musik in einer unfassbaren Ehrlichkeit und auch Schönheit. Alles wird gut. Ein ganz normaler Probenprozess!" (Thorsten T.)

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